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Urlaub
oder Mission?

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Tag 3 - 10.04.

Gestern sind wir von Sofia nach Sliven aufgebrochen. Sliven ist eine Stadt mit ca. 80.000 Einwohnern im östlichen Teil des Landes. Nach einer etwa 3-stündigen Autofahrt erreichten wir die Stadt, die vor schönen Bergen gelegen ist. Auf einem dieser Berge steht ein Kreuz, das von weitem sichtbar ist und dessen Anblick in dem Moment einen seltsamen Beigeschmack erhielt, in dem wir an der eingezäunten Roma Siedlung Slivens vorbeifuhren, in der auf engstem Raum schätzungsweise 35.000 Roma leben (nur 30.000 sind gemeldet). 

 

Nach der Autofahrt ruhten wir uns einen Moment im Hotel aus und liefen dann durch die Innenstadt. Sliven hat definitiv einen Charme mit seiner schönen Innenstadt, in der sich schöne Gebäude aneinanderreihen, durch Gebäudelücken sieht man dann allerdings auch die traurig anmutenden Hochhäuser aus den Zeiten der Sowjetunion. Durch die Fußgängerzone zu schlendern löste in Haley und mir gemischte Gefühle aus. Auf der einen Seite ist es schön, sich nach der Autofahrt die Füße in einer schönen Stadt zu vertreten und das auch noch bei angenehmen 25 Grad, auf der anderen Seite haben wir natürlich den starken Kontrast im Hinterkopf, den es in diesem Land zwischen arm und reich gibt und wissen: wir sind nicht zum Urlaub machen hier. Ein letzter Gedanke war, wie selbstverständlich wir hier in diesem Land an unsere Mission denken, Menschen von Jesus zu erzählen und wie leicht wir diese (exakt gleiche) Mission in unserem Alltag in Deutschland vergessen, wo es nicht einmal eine Sprachbarriere gibt und es eigentlich weniger Hürden gibt. Zumindest weniger äußere Hürden, was bleibt, sind unsere inneren Herausforderungen damit. Diese Gedanken werde ich definitiv mit nach Deutschland nehmen und in praktische Schritte und dann Gewohnheiten verwandeln!

 

Nach unserer Zeit in der Innenstadt brachen wir auf in die Roma Siedlung. Mit dem gemieteten Bus sollten wir dort nicht hineinfahren, dort wäre er laut Pastor Christian nicht sicher vor Beschädigungen. In 5 Minuten fuhren wir also mit einem Taxi zur Siedlung. Ein letztes Gebäude vor dem Zaun macht die Grenze zwischen Bulgarischem Lebensstil und dem der Roma mehr als deutlich: Es ist ein schönes Gebäude, ein moderner Kindergarten, wie er in Deutschland stehen könnte. Wir fuhren in die Siedlung hinein und Christian erklärte uns, dass der Fahrer sowohl Roma als auch Teil der Kirche sei, allein deshalb setzte er uns nicht einfach am Rand der Siedlung ab, so wie es jeder andere Taxifahrer getan hätte. 

 

Der kurze Weg durch die Siedlung war eindrücklich. Der Fahrer bugsierte das Taxi in Schrittgeschwindigkeit über den Geröllboden, von Schlaglöchern kann man aufgrund des Fehlens einer Straße eigentlich nicht sprechen. Mit Erinnerung an die ersten Eindrücke in Ihtiman wirkte der Zustand dieser Siedlung schlechter, die Stimmung war bedrückender. Die Wege sind vermüllte Staubpisten (In der Siedlung in Ihtiman gab es zumindest ein paar Straßen), die Häuser gefühlt gerade begonnene Bauprojekte aber eher bewohnte Ruinen. 

 

An der Kirche angekommen, wurden wir von Pastor Boris begrüßt, den Christian seit etwa 5 Jahren kennt. Das Gemeindehaus setzte sich vom Rest der Siedlung stark ab, und ohne ein nach deutschen Maßstäben modernes oder prunkvolles Gebäude zu sein, war der Kontrast zu den restlichen Häusern z.B. aufgrund der Größe, der Fliesen und des Saals mit Empore schon sehr stark. Kurz nach unserem Eintreffen begann eine kurze Lobpreisprobe mit bereits anwesender Gemeinde und kurz darauf startete der Gottesdienst. 

Nach einer lauten, ausdrucksstarken Lobpreiszeit mit E-Mandoline und Gospelchor wurden Haley und ich vorgestellt und teilten kurze Gedanken der Ermutigung. Danach predigte Holger und nach einem erneuten Lobpreisteil und Abschlusssegen, war der Gottesdienst nach knapp anderthalb Stunden vorbei. Jedes Wort wurde dabei zweimal übersetzt, einmal von Deutsch auf Roma und dann noch von Roma auf Bulgarisch, der Sprache die viele Roma hier sprechen. Auf der Straße beteten wir noch für eine Frau und einige Kinder, bevor wir uns verabschiedeten uns Boris zurück zum Hotel brachte.

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Zurück im Hotel aßen wir noch mit Boris zu Abend und hatten einen interessanten Austausch über Kirche in Bulgarien. Voll mit Eindrücken und erschöpft, aber auch gespannt auf den nächsten Tag, gingen wir schlafen.

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- Tiras

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